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UVN: Verantwortungslose Rentenpolitik – deutlich wachsender Fachkräftemangel, steigende Kosten und fahrlässige Stimmungsmache

19. Mai 2017

Mit Blick auf die aktuelle Rentenpolitik und den heute vorgestellten Rentenreport des DGB sagt UVN-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Müller:

„Wir führen in der Rentenpolitik eine kurzsichtige, teure und gefährliche Angstdebatte, aufgehängt an Einzelbeispielen und bestimmten Einkommensgruppen. Es ist schon absurd, dass die Bundesregierung mit ihrer Rentenpolitik zunächst hunderttausende gesunde und qualifizierte Arbeitnehmer früher in die Rente schickt und nun den Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern beklagt.

Fakt ist, wenn wir jetzt nicht das Rentensystem an die demografische Entwicklung anpassen, werden erst die nachfolgenden Generationen tatsächlich vor enorme, kaum einzufangende finanzielle Herausforderungen gestellt und müssen sich auf ihre private Altersvorsorge verlassen. Die heutigen Verantwortlichen werden sich dann bereits mit ihrer gesetzlichen Rente ein schönes Leben gemacht haben.

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache als die Versprechungen der Politik: Im Jahr 2012 gingen bundesweit nur 12.300 langjährig Versicherte vorzeitig in den Ruhestand. Im Jahr 2014, als die Neuregelung zur abschlagfreien Rente mit 63 in Kraft trat, waren es gut 151.000 und 2015 bereits mehr als 274.000. Der Einfluss der Rente mit 63 ist erheblich, allein 2015 nutzte ein Viertel der Neurentner das neu geschaffene Privileg. Schwer ins Gewicht werden auch gut qualifizierte und bezahlte Fachkräfte fallen, die vorzeitig aus dem Job ausscheiden.

Auch werden sich bis Ende 2017 die Zusatzkosten der Mütterrente bundesweit auf 24,3 Milliarden Euro erhöhen. Dies lässt bis zum Jahr 2030 8,7 Milliarden Euro zusätzliche Kosten erwarten, weit mehr als die geplanten 6,1 Milliarden Euro.*

Die aktuell verbreiteten Angstszenarien fußen auf Einzelbeispielen und Übertreibungen. Tatsächlich sieht es so aus, dass die Realeinkommen der Ruheständler in den letzten 30 Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die der jüngeren Erwerbstätigen unter 45 Jahren. 1984 waren knapp ein Drittel der Ruheständler im untersten Einkommensfünftel, so waren es 2015 nur noch 19 Prozent.

Die Quote der Rentner, die auf Grundsicherung angewiesen ist, ist deutlich geringer als von beispielsweise Alleinerziehenden. Von den Rentnern in Deutschland beziehen im Jahr 2015 lediglich 3,1 Prozent Grundsicherung. Fast 10 Prozent derjenigen, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben, bezogen dagegen bereits Grundsicherung.**

Hinzu kommen eine gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen und eine höhere Quote von älteren Paaren. Diese Faktoren müssen in der Debatte ebenfalls berücksichtigt werden.“

* https://www.iwd.de/artikel/rentenpolitik-die-jungen-sind-die-dummen-336542/, Stand April 2017
**https://www.iwkoeln.de/presse/gastbeitraege/beitrag/susanna-kochskaemper-auf-n-tv-de-der-falsche-fokus-bei-der-altersarmut-340340, Stand Mai 2017

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